Meine Materialien

Die folgende Auflistung von Themen soll einen Überblick geben über Inhalte, die meines Erachtens für eine Kompetenz orientierte und Persönlichkeit entwickelnde Friedensbildung von Belang sind. Zu allen Themen können kopierbare Arbeitsblätter angefragt werden. Ich bin auch gerne bereit, zu Fortbildungsveranstaltungen zu kommen, sofern ein Bedarf besteht. Die bloße Weitergabe von Materialien reicht oft nicht aus, es geht auch um eine Einübung in die Unterrichtsmethode.

1. Friedenssicherung und Bundeswehr

Zur kontroversen Bearbeitung der Auseinandersetzung um militärische Friedenssicherung

Sekundarstufe II an Allgemeinbildenden Gymnasien und Beruflichen Gymnasien

verfügbar unter:
https://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/gemeinschaftskunde/materialien-und-medien/sicherheit/friedenssicherung-bundeswehr.html


Die Unterrichtseinheit wurde auf Anregung aus der Servicestelle Friedensbildung Baden-Württemberg für den Landesbildungsserver Baden-Württemberg im Auftrag des Netzwerks Friedensbildung Baden Württemberg entworfen. Obwohl der Entwurf sehr gewissenhaft auf Kontroversität abzielt, wurde von verschiedensten Seiten der Vorwurf erhoben, er verstoße gegen den Beutelsbacher Konsens, der Indoktrination verbietet, die kontroverse Behandlung gesellschaftlich umstrittener Phänomene fordert und sicher stellen will, dass Schüler*innen ihren eigenen Interessen entsprechende Entscheidungen fällen können. Dabei wurde deutlich, dass der Beutelsbacher Konsens traditionell gegen seinen Sinn und Wortlaut einäugig gegen Bildungsangebote missbraucht wird, die eine kritische Auseinandersetzung mit Militärinterventionen offen halten. Meinem detaillierten Nachweis dieses Missbrauchs gegenüber dem  Kultusministerium Baden-Württemberg wurde in keiner Weise widersprochen. (Nähere Informationen auf Anfrage). Die vielfältige Abwehr gegen diese Materialien gab den Anstoß zu dieser Website.      

2. Konfliktaustrag in Partnerschaften

Ab der beginnenden Pubertät haben sich nach meinen unterrichtlichen Erfahrungen Partnerschaftsfragen als emotional besonders hoch besetzt gezeigt. Deshalb fiel das Angebot zur Einübung fairen Konfliktaustrags in Liebesbeziehungen ab diesem Alter auf besonders fruchtbaren Boden. Mit Hilfe der Arbeit an dem Filmklassiker "Der Rosenkrieg" wurden zehn Regeln für fairen Konfliktaustrag in Partnerschaften aufgestellt und deren Anwendung auf Alltagskonflikte in Partnerschaften eingeübt. Für Konfliktszenen des Films wurden Verbesserungen im Sinne der Regeln entworfen, Klausuren auch in Sekundarstufe II geschrieben sowie Aufgaben dazu in mündlichen Abiturprüfungen vorgelegt. Der Bezug zur Friedensbildung dürfte leicht erkennbar sein: Der faire gewaltfreie Konfliktaustrag im Kleinen fußt auf denselben Regeln wie derjenige in internationalen Konflikten. 


3.   Kindsmissbrauch und Vergewaltigung

Das Thema war ab Klasse 10 am beruflichen Schulwesen sehr stark nach gefragt, wohl weil es Positionierungsmöglichkeiten zu zwei Problembereichen bietet, Sexualität und Gewalt, in einem gesellschaftlich stark tabuierten Bereich. Auf Anregung einer Schülerin habe ich ab 1985 Materialien erarbeitet, die am Ende drei Problemfelder abdeckten: Vorbeugung gegen Kindsmissbrauch, Ersthelfer*innenkompetenz nach Missbrauch und Vergewaltigung sowie Tätertherapie als Opferschutz im Sinne von Männerarbeit. Die Arbeit mit dem Film "Angeklagt" war sehr hilfreich für die sehr bedeutende Frage der juristischen Aufarbeitung. Aus einem authentischen Fall habe ich auch Material für die Klassenstufen 3-7 entworfen, hatte aber leider noch keine Möglichkeit, dieses konkret einzusetzen oder Lehrkräfte in diesem Bereich dazu zu motivieren. Der Bezug zur Friedensbildung liegt für mich in dem Prozess des Aufbaus von Empathie in die Opfer und der Identifikation mit ihnen, die keineswegs als selbstverständlich vorausgesetzt werden können: Auch von jungen Frauen habe ich oft gehört, dass den Opfern Vorwürfe gemacht wurden ("Wie konnte sie nur ..."), was auf die Opfer besonders katastrophal wirkt. 

4. Gewalt in der Öffentlichkeit/Deeskalation

Berichte von gewaltsamen Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum forderten mich heraus, Deeskalationsstrategien zum Thema zu machen. Auch in Klassen, in denen Gewaltbereitschaft spürbar wurde, kam die Bearbeitung des letzten Teils des Film "Pulp fiction" gut an, weil hier ein Starker auf überraschende Weise deeskaliert, mit dem sich zu identifizieren leicht fällt. Die Deeskalationsmöglichkeiten waren dann auf Alltagssituationen anzuwenden je nach Vermögen der einzelnen. Aus den Klassen selbst kamen eine Menge Fallbeispiele. Der Bezug zur Friedensbildung muss wohl nicht näher erläutert werden. 

5. Umgang mit Eifersucht

Das Thema erwies sich unter Heranwachsenden als äußerst hoch emotional besetzt. Es ist Spezialthema des Konfliktaustrags in Partnerschaften mit sehr hohem Agessionspotential. Es ging vor allem um Fallbesprechungen, um Alternativen zu eifersüchtigem Verhalten und zu üblichen Reaktionen auf Untreue zu erarbeiten. Viele Beispiele kamen aus den Klassen. Unterrichtliche Spannung entstand aus den unterschiedlichen Einschätzungen und Rollen von Schüler*innen aus Mitteleuropa einerseits sowie aus Süd- und Osteuropa andererseits. Der Bezug zur Friedensbildung besteht in der Nähe des Themas zum Problem der Gewalt gegen Frauen und des Femicids.  

6. Schuldbewältigung

Schuldzuweisungen, insbesondere die Projektion eigenen Fehlverhaltens auf Konfliktpartner, spielen sehr häufig eine Rolle bei der Rechtfertigung von Kriegen. Eines der krassesten Beispiele lieferte G.W. Bushs Lüge, der Irak unter Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen, womit die eigene Bedrohung mit riesigen Mengen von Atomwaffen auf den Feind projiziert wurde. Eine reife friedfertige Persönlichkeit kann zur eigenen Schuld stehen und versuchen, künftig schuldhaftes Verhalten zu vermeiden und - sofern möglich - Wiedergutmachung zu leisten. Die wesentliche Voraussetzung dafür ist Ichstärke, eine gesicherte Identität und die Erfahrung, auch beim Eingeständnis von Schuld im sozialen Umfeld akzeptiert und geachtet zu sein. Ein entsprechendes Schulklima kann schuldfähige Persönlichkeiten heranwachsen lassen. 

Das gesellschaftlich sehr stark tabuierte Problem der Schuldbewältigung ist nicht nur eine Aufgabe im Religionsunterricht oder im Fach Ethik, sondern auch in Geschichte. Der Umgang etwa mit der Schuld an den Gräueln des ersten Weltkriegs bzw. der deutschen Niederlage (Dolchstoßlegende oder die Behauptung, die Juden seien an allem schuld) war Zeichen unreifer Schuldbewältigung und hat zu grauenhafter weiterer Schuld im zweiten Weltkrieg geführt. Nicht nur in Partnerschaften, sondern auch im internationalen Zusammenleben ist die selbstkritische Erkenntnis des eigenen schuldhaften Anteils am Konflikt grundlegende Voraussetzung für das Stiften von Frieden. 

Beitrag der Religionen zum Stiften von Frieden

Religionen können bekanntlich sowohl Kriegs treibend als auch Frieden stiftend wirken. Als Hilfe hat sich in meiner Praxis erwiesen, sehr verschiedene und sogar gegensätzliche biblische Gottesbilder darzustellen, die dem Krieg oder dem Frieden dienen, die jeweiligen persönlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen  für die Gläubigen heraus zu arbeiten und die Schüler*innen begründete Entscheidungen fällen zu lassen, welchem Gott zu dienen sich für sie am ehesten nahe legt. Auch in diesem Bereich ist der Beutelsbacher Konsens von Bedeutung: Es darf nicht in fundamentalistischer Weise "das biblische Gottesbild" behauptet werden, wie das in Bildungsplänen vielfach geschah, sondern es muss die Vielfalt der Gottesbilder in der Bibel historisch kritisch unterschieden  werden, um den Schülerinnen eine eigene Entscheidung zu ermöglichen. Auch die problematischen Gottesbilder sind bekannt zu machen, weil sie unbewusste oder verdrängte Einstellungen und Haltungen bewusst machen und einer Bearbeitung zuführen können.